Heutzutage ist die schriftliche Arbeit der heilige Gral in unserem Bildungssystem. Viele Professorinnen, Dozenten und Lehrpersonen ziehen sie einer Prüfung vor. Das Stichwort: Eigenleistung. Sie wollen sehen, dass du eigenständig denken und arbeiten kannst.
Dabei vergessen die Lehrenden leider oft, dass man das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten erstmal lernen muss. Aber keine Sorge, denn genau dafür gibt es diese Blog-Serie. Fangen wir also ganz vorne an und stellen uns die wichtigste Frage überhaupt: Worüber schreibe ich meine Arbeit?
Schritt 1: Recherchieren
Je nachdem, in welchem Rahmen du deine Arbeit schreibst, ist das Überthema möglicherweise bereits vorgegeben. Studierst du beispielsweise BWL, solltest du deine Bachelorarbeit auch über BWL schreiben, alles andere wäre wohl nicht zielführend. Vielleicht hast du innerhalb deines Fachs bereits einige besondere Interessen wie Marketing oder Personalmanagement.
In einem solchen Fall ist der erste Schritt einfach: Schnapp dir dein Überthema und recherchiere erstmal wild drauflos: Lies einige Texte im Internet oder schau dir Videos an. Mache dir dabei Notizen, wenn dich etwas besonders interessiert und du das Gefühl hast, »darüber will ich mehr wissen«. Dann geh ins Detail und schau dir diese Aspekte genauer an, bis du einen Bereich gefunden hast, der dich wirklich interessiert.
Befindest du dich jedoch in der misslichen Lage, irgendein Thema wählen zu dürfen, was beispielsweise bei Abschlussarbeiten in der Schule oft vorkommt, wird dich dieser Schritt etwas mehr Zeit kosten, denn du musst erstmal aus dem Nichts Ideen generieren.
Am besten nimmst du dir ein großes, leeres Blatt und notierst erstmal alles, was dir in den Sinn kommt. Dabei gibt es keine Regeln, schreib einfach alles auf, was dir einfällt, auch wenn es sich lächerlich anhört. Wenn dir gar nichts einfällt, öffne eine News-Website, schau dir ein paar Bücher an, die du zuhause rumstehen hast, geh spazieren und achte auf deine Gedanken oder spreche mit jemandem darüber.
Mach solange weiter, bis du mindestens zehn Ideen auf deinem Blatt stehen hast. Suche dir dann zwei bis drei aus, die dich am meisten interessieren, und fang an, wie oben beschrieben oberflächlich zu recherchieren. Dabei wirst du schnell merken, wenn ein Thema mehr oder weniger hergibt als ein anderes, und auch, wenn du eines spannender findest als das andere. Arbeite so nach dem Ausschlussprinzip weiter, bis du nur noch ein Thema vor dir hast.
Schritt 2: Das Thema eingrenzen
Du hast also ein grobes Thema für deine Arbeit gefunden. Nun geht es darum, es sinnvoll einzugrenzen, da die allermeisten Themen erstmal viel zu breit gefasst sind.
Bevor du damit anfängst, solltest du ungefähr wissen, welchen Umfang deine Arbeit haben wird bzw. wie lang sie sein soll oder muss. Schreibst du eine kurze Hausarbeit in der Schule mit nur ca. zehn Seiten, wirst du dein Thema wesentlich enger fassen müssen als für eine Masterarbeit mit über 80 Seiten.
Überlege dir zunächst, welche Aspekte des Themas dich besonders interessieren und welche nicht. Wähle daraus je nach Umfang deiner Arbeit ein Kernelement oder mehrere. Lautet dein Thema beispielsweise »Diabetes«, könnten das spezifische Elemente sein wie »Diabetesprävention« oder »Umgang mit den Symptomen von Diabetes«.
Zur Eingrenzung des Themas gehört insbesondere auch die Ausgrenzung bestimmter Aspekte. Notiere dir daher nicht nur, worüber du schreiben willst, sondern entscheide dich auch bewusst, welche Elemente du nicht beachten wirst. In unserem Diabetesbeispiel könnten das die medizinischen Details der Symptome von Diabetes sein oder ein bestimmter Typ der Krankheit, der für deine Arbeit nicht relevant ist.
Im Zweifelsfall ist es immer besser, das Thema mehr einzugrenzen als weniger. Wenn du das Gefühl hast, dein Thema sei zu klein, dann ist es wahrscheinlich genau richtig. Deine Arbeit wird dir wesentlich leichter von der Hand gehen und zielgerichteter sein, wenn du dein Thema klar abgegrenzt hast.
Schritt 3: Eine Forschungsfrage formulieren
Nun hast du es fast geschafft: Du hast dein Thema gewählt und ausreichend eingegrenzt. Trotzdem fehlt noch ein letzter Schritt, bis du mit dem Schreiben beginnen kannst. Du brauchst eine gute Forschungsfrage. Aber was ist das überhaupt?
Die Forschungsfrage beantwortet die Frage, was du in deiner Arbeit herausfinden möchtest. Lasst uns beim Diabetes-Beispiel bleiben und davon ausgehen, dass wir uns für das Thema »Umgang mit den Symptomen von Diabetes« entschieden haben.
Eine geeignete Forschungsfrage wäre:
»Wie können Diabetes-Patienten im Alltag mit ihren Symptomen umgehen, um ihre Lebensqualität zu erhöhen?«
Wie du sicher schon gemerkt hast, ist mit der Forschungsfrage ein weiterer Teilaspekt hinzugekommen, nämlich die Lebensqualität. Das ist nicht zwingend nötig, doch erleichtert eine Forschungsfrage mit einer spezifischen Ausrichtung alle weiteren Schritte.
In den allermeisten Fällen stellt eine gute Forschungsfrage eine w-Frage, also was/wie/weshalb/wo/etc. Achte darauf, deine Frage so zu formulieren, dass man sie theoretisch in einem einzigen Satz beantworten könnte, in unserem Fall wäre die Antwort eine Aufzählung, was Diabetes-Patientinnen konkret für eine höhere Lebensqualität tun können.
Hast du deine Forschungsfrage entworfen, musst du kontrollieren, ob sie eine klare Zielsetzung beinhaltet. In unserem Beispiel ist das Ziel eindeutig: Wir wollen herausfinden, wie Diabetes-Patienten ihre Lebensqualität trotz Symptomen erhöhen können. Lässt deine Forschungsfrage zu viele weitere Fragen offen oder ist kein eindeutiges Ziel zu erkennen, musst du sie solange umformulieren, bis die Zielsetzung klar ist.
Und dann hast du’s geschafft: Herzlichen Glückwunsch, du hast ein Thema gewählt, es eingegrenzt und eine klare Forschungsfrage erarbeitet! Damit hast du die Grundlage für alle weiteren Arbeitsschritte bis zur Abgabe gelegt. Die Forschungsfrage dient als roter Faden für die gesamte Arbeit. Sie hilft dir dabei, die richtige Methode zu finden, um sie zu beantworten, und damit sind wir bereits beim nächsten Schritt.
Alles Weitere zum Thema Methodik werden wir in einem nächsten Blog-Beitrag besprechen. Abonniere jetzt gleich den Newsletter, damit du es nicht verpasst, und bis zum nächsten Mal!